Erinnerung Ich darf das Dornröschen spielen. Ich identifiziere mich so sehr mit der Geschichte und meiner Rolle und schlafe auf der Bühne ein. Der Prinz küsst mich. Mit meinem authentischen Erwachen sorge ich für beste Unterhaltung.
Erinnerung Auf unserem wohnhausflächengrossen Dachstock ruhen Möbel, Kleider und Allerlei im Dornröschenschlaf. Wenn das Spielen draussen im Regen zu ertrinken droht, klettern wir ins trockene Spielparadies. Hier, in diesem zeitlosen Raum, verwandeln wir uns in allerlei Tiere, zu Prinzessinnen und Rittern, Müttern und Vätern, zu besten Freunden und fiesesten Feindinnen. Und fantasieren uns in vergangene und zukünftige Realitäten.
Danke meinen Eltern, die in Haus und Garten für uns Kinder eine Entdeckungs- und Spiellandschaft erschaffen haben.
Erinnerung Ich übe das Unsichtbarsein auf den Bühnen des Alltags. In der Schule. Zuhause im Garten. Im Wald. In Büchern. Beim Zeichnen und Musizieren. Ich verschwinde in der Schulbank, der Natur, der Musik, in Geschichten und meinen Träumen. Ich folge meiner Neugierde und sauge im Stillen alles auf.
Erinnerung Es ist ein frühlingshafter Mittwochnachmittag. Ich sitze im Garten mit meiner aktuellen Musikformation. Wir proben. Dem Gartenzaun entlang streicht mehrmals ein Mann, der im Nachbarhaus wohnt. Nach einer Weile wagt er sich in unser Probelokal. Ob ich in einer Theaterproduktion als Akkordeonistin mitspielen wolle, platzt es aus ihm heraus. Ich: Äh... Vielleicht? Wann? Er: Ab sofort. Ich: Oh... Bis wann kann ich mir das überlegen? Er: Bis Sonntag. Ich: Oh. Gut. Ja. Ich hab das aber noch nie gemacht. Er: Passt. Ich sage kein Wort in diesem Stück. Die Akkordeonmusik übernimmt das Erzählen.
Danke erneut meinen Eltern, die mich und meine Schwestern unermüdlich zum Musizieren und Spielen animiert haben. Und Danke Markus Keller, der mich über die Musik ins Theater entführt hat - Jahre später entstand u.a. das gemeinsame Programm Lieder vom Teppichrand - und Regina Wurster für die Einführung in die ersten Projektleitungen im Eisenwerk und die späteren Zusammenarbeiten.
Erinnerung Nach sechs Jahren unterrichten, davon vier Jahre gleichzeitig theatern auf und hinter den Bühnen im Eisenwerk und die Ausbildung zur Kunst- und Gestaltungstherapeutin, künde ich mit vollem Bewusstsein für ein Schiffbruchsrisiko meine Stelle in Hüttwilen. Masterplan im Gepäck: Anmelden für die Aufnahmeprüfung zum Studium der Theaterpädagogik. Und egal wie: Aufbruch in die Theaterwelt.
Seit 2005 bin ich als Theaterschaffende und Kulturvermitterlin selbständig tätig. Danke allen Dozent:innen der Hochschule für Musik und Theater Zürich, heute ZHdK, die mir das nötige Handwerk vermittelt haben. Besonderen Dank geht an die Dramaturgin Petra Fischer, mit der ich seither unzählige spannenden Zusammenarbeiten in diversen Kontexten erleben durfte.
In Projekten arbeite ich gerne immer wieder auch mit der Szenografin Karin Bucher oder der Sängerin Miriam Sutter zusammen.
Im Burning Stars Kollektiv improvisiere und performe ich aktuell und mit Leidenschaft.